Warum ein Buch eine gute Alternative ist 

Datum: 3. Juli 2020

Heute führte mich ein Treffen mit der Grafik Designerin Lisa Beck in die Darmstädter Landwehrstraße und die alte Motorenfabrik, die hier angesiedelt war. Ich lief von der Straßenbahnhaltestelle ein Stück die Kirschenallee entlang, an den Backsteinwänden der Evonik vorbei, die früher mal Röhm hieß. Wo Schienen im Pflaster verwittern, geht es weiter in Richtung eines imposanten Gebäudes mit großen Werkshallen dahinter. Dort, wo von 1902 bis 1960 Dieselmotoren für Lokomotiven und Traktoren hergestellt wurden, ist nachdem die Firma Schenck es abgegeben hat, ein spannendes Areal für kreative Unternehmungen entstanden.

Ich traf mich mit Lisa im Büro des Raum 103, einem Studio für professionelle Postproduktion, das in beeindruckend hohen Räumen mit viel Industriecharme logiert. Die Mitarbeiter begrüßten mich freundlich bis neugierig. Denn Lisa und ich haben ein neues Projekt im Kopf. Mit einem Kaffee setzten wir uns an einem kleinen Plätzchen mit schmucken Betonmöbeln in die Sonne. Wir möchten eine Buch-Idee angehen. Wenn manche nun denken, Print hat doch einen ellenlangen Bart, stimmt das einerseits. Anderseits muss das kein Nachteil sein. Denn schon Herr Goethe wusste: „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Das Zitat ist natürlich wie so viele, die geflügelte Worte geworden sind, aus dem „Faust“. Stimmt aber immer noch.

Denn gegen die Haptik einer Drucksache oder gar eines Buches kommt so schnell nichts an. Irgendwie erregt Gedrucktes mehr Aufmerksamkeit, heftet sich besser ins Gedächtnis als Digitales – und man kann ein Buch oder eine Broschüre unkompliziert einstecken und mitnehmen. Einfach aufklappen und schon ist der Inhalt verfügbar, ganz ohne Netz und WLAN-Passwort. Selbstverständlich ist ein Buch ohne digitale Verknüpfungen heute auch nur noch eine halbe Sache. Die Möglichkeiten einer solchen Verknüpfung sind vielseitig. Ein wichtiges Medium ist beispielsweise der QR-Code, der mit einem mobilen Gerät vom Printprodukt abgescannt werden kann und dann automatisch auf die entsprechende Internetseite weiterleitet. Digital sind dann Produktvideos oder Buchtrailer, 360° Ansichten, Fotos und Karten verfügbar, die dem Leser und Konsumenten eine neue Erlebnisdimension eröffnen und weiterführende Informationen liefern können.

Es geht bei dem neuen Projekt in erster Linie um ein Printprodukt, das neugierig auf Orte machen soll. Und nun müssen erstmal ein Probetext mit Gestaltung erstellt, Kosten kalkuliert und Sponsoren gefunden werden. Aber wir gehen mit Engagement und Freude an die Arbeit – und ich bin dadurch einmal wieder auf einen neuen spannenden Ort gestoßen, den es zu entdecken gilt.

Über Mittag habe ich bereits damit angefangen und bin das Gelände abgelaufen, wo es eine Eventlocation, verschiedene Büros und Künstlerateliers gibt. Zum Beispiel logiert hier der Metallbildhauer Georg-Friedrich Wolf der riesige rostige Puzzleteile aneinanderreiht, die sich im urbanen Umfeld gut machen. Mir gefällt an solchen Teilen besonders die Oberfläche, die sich durch Witterung verändert und lebendig ist. Es scheint so, als ob sich die Natur auch die Mineralien zurückerobert, bis irgendwann alles wieder zu Erde wird. Ebenfalls entdeckt habe ich das Atelier der Darmstädter Malerin Ulrike Rothamel, die an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert hat, und die ich einmal besuchen möchte.

Als ich Hunger verspürte, besuchte ich die Bruno’s Pizzeria, und stärkte mich mit einer kalabresischen Variante, die mit scharfer Salami, Rucola und Büffelmozzarella belegt war, wirklich sehr lecker.

Den Nachmittag verbrachte ich dann schreibend an einem langen Holztisch im Boulderhaus, einer Kletterhalle mit angeschlossenem Bistro. Hier fügen sich sechziger Jahre Möbel bestens in die luftige Industriehalle und es sind immer genügend Leute um einen herum, um sich beim Schreiben nicht einsam zu fühlen. Allerdings kam ich mir beim Sitzen grässlich untrainiert vor gegen die jungen Kletterer, die sich hier an den Wänden probierten. Ob ich das auch mal versuchen sollte? Vielleicht beim nächsten Mal, wenn das Printprodukt ein paar Fortschritte gemacht hat. Wenn’s nicht klappt kann ich dort immer noch Yoga machen.

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