Irmgard Keun

1905 in Berlin geboren, wuchs sie später in Köln auf. 1931 wurde sie mit ihrem ersten Roman Gilgi, eine von uns (1931)über Nacht berühmt. Fast ebenso erfolgreich war Das kunstseidene Mädchen (1932). Der Roman wird heute als Theateradaption auf vielen deutschen Bühnen gespielt. Die Handlung ist typisch für Keuns Romane: Eine junge Frau sehnt sich über ihre kleinbürgerlichen Ursprünge hinaus, möchte sich als Neuen Frau behaupten und unabhängig leben. Auch in der Weimarer Republik ein schwieriges Unterfangen.

Die Autorin selbst musste mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpfen: 1932 heiratete sie den Autor und Regisseur Johannes Tralow. 1933/34 wurden ihre Bücher beschlagnahmt und verboten. „Johannes Tralow hat sich von ihr scheiden lassen, im Namen des deutschen Volkes, weil er ja mit einer nicht-Nazikonformen Frau verheiratet war. Die gegen das Regime geschrieben hat. Mit sowas kann man nicht verheiratet sein“, sagt Irmgard Keuns Tochter Martina 2011 in einem Interview mit der Frankfurter Buchmesse.

Ihr Aufnahmeantrag in die Reichssschrifttumskammer wurde 1936 abgelehnt. Sie ging ins Exil (1936 bis 1940), zunächst nach Ostende in Belgien. Mit dem österreichischen Schriftsteller Joseph Roth reiste sie quer durch Europa, beide unter ständigem Druck wegen Geld oder Visa. Trotzdem schrieb sie in dieser schwierigen Zeit drei Romane, in denen sie ihre Erlebnisse in Nazi-Deutschland (Nach Mitternacht, 1937) oder im Exil (D-Zug dritter Klasse; Kind aller Länder, 1938) verarbeitete.

Nach dem Krieg versuchte sie, mit Feuilletons und einem Roman (Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen, 1950) als Schriftstellerin wieder Fuß zu fassen. Trotz Erfolge ihrer Romane im Ausland gelang ihr ein Come-back im Deutschland der konservativen Nachkriegsära nicht. Ihre Alkoholprobleme verschärften sich und allmählich verstummte sie. Erst in den späten 1970er Jahren wurde sie wiederentdeckt, ihre Werke neu aufgelegt, und sie erhielt, ein Jahr vor ihrem Tod, den ersten Marieluise-Fleißer-Preis der Stadt Ingolstadt.

Ihr Exilroman „Nach Mitternacht“ steht 2022 im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe „Frankfurt liest ein Buch“ https://www.frankfurt-liest-ein-buch.de.

Zu diesem Anlass ist das Buch im Januar neu aufgelegt worden https://www.ullstein-buchverlage.de. Hier sind auch die anderen Romane von Irmgard Keun erhältlich.

In Frankfurt spielt der Roman auch hauptsächlich – und es ist spannend zu lesen, wie Keun die Stadt und ihre Bewohner während der Nazizeit beschreibt, mit Ironie, satirischem Witz und einer gehörigen Portion Gift.

Zum Inhalt: Am Opernplatz stehen aufgeregte Menschen, SS-Männer patrouillieren. Fahrzeuge werden gestoppt, Straßen gesperrt. Die gespannte Menschenmenge wartet auf einen Besuch Hitlers in Frankfurt. Mittendrin: die junge Susanne Moder, von allen „Sanna“ genannt, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird.

Als Susanne sich in ihrer jugendlichen Naivität kritisch gegenüber Nazigrößen äußert, muss sie zum Verhör zur Gestapo, entgeht nur knapp einer Festnahme. Auch ihr Verlobter Franz wird denunziert. Kurz vor Mitternacht muss Susanne sich entscheiden: Soll sie ihre Heimat verlassen, um mit Franz zu gehen?

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