Der Sonnen- und ein Gutschein für das Brückencafé führten mich an den Ostertagen nach Sachsenhausen in die Brückenstraße. Zunächst lief ich durch den Dreieichpark, besser gesagt, auf dem Seitenweg daran vorbei. Denn der Hauptweg wird saniert und tatsächlich komplett gesperrt. Mein armer Park und das mitten im Frühjahr. Wie freute ich mich, als ich doch am Parkausgang, in der Nähe des kleinen weißen Pavillons einen blauen Flecken sah. Trotz der österlichen Kühle sprießen ein paar Blümchen, kleine Blausterne von großer Leuchtkraft.
Nach diesem Anblick stieg ich in die Nummer Sechzehn und fuhr nach Sachsenhausen, in die Textorstraße. Von dort sind es nur ein paar Schritte in die Brückenstraße. Das ist so eine kleine Großstadtstraße wie in Ostberlin. Und ich genieße es sehr, hier mal schnell herfahren zu können. Um mir ein wenig Appetit zu holen, stöberte ich links und rechts in den kleinen Boutiquen, probierte ein paar Kleider ein, sah elegant aus und dann wieder normal. Bei einem kleinen Laden auf der linken Seite, der Kleider von Goya-Goya anbietet, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten: Es gab gleich drei Kleider, die wie gemacht für mich schienen. Eins schwarz, eins blau und eins elfenbeinfarben. Ich schwelgte in den schönen fließenden Stoffen und den unterschiedlichen Farben. Welches sollte ich nur nehmen? Schließlich brauche ich ja im Mai ein Kleid für die Jugendweihe meines Neffen. Ich entschied mich schließlich für das elfenbeinfarbene. Es trägt eine kleine Reihe winziger schwarzer Schleifen auf dem Rücken und ist ganz entzückend. Bis die Gürtelschlaufen versetzt sind, muss ich mich noch ein klein wenig gedulden. Dann kann ich es im Goya-Goya-Atelier, das sich in der Offenbacher Hassia-Fabrik befindet, abholen.
Nach den Anproben war ich bereit für den Besuch im Brückencafé. Ich betrat den sehr schönen grün gehaltenen Raum und wählte einen großen Ohrensessel an einem kleinen runden Tisch. Ich bestellte einen Espresso und ein Wasser und sah mir auf dem Buffett die Torten an. Eine trug eine große, weiße Baiserhaube und war ganz unwiderstehlich. Was soll’s, irgendwann, wenn es etwas wärmer ist, werde ich mir dieses Stück wieder abtrainieren. Während des langsamen Verspeisens der Torte sah ich mich immer wieder um. So viele liebevolle Details, kleine weiße Säulen, die grüne Tapete und das leicht verwohnte, altmodische Mobiliar, französische Kaffeehausstühle. Das hatte das Zeug dazu, ein Stammcafé zu werden. Die Betreiber auch sehr freundlich. Man brachte mir eine Wolldecke, weil es an den Knien mit der Zeit etwas kalt wurde, während ich in meinen mitgebrachten alten Notizbüchern blätterte, auf der Suche nach bestimmten Passagen, die Kapitelteile eines neuen Buches werden sollen.
Als ich schließlich ging, hatte ich nur die Hälfte meines Gutscheines verbraucht und also auf jeden Fall einen triftigen Grund, um nochmals herzukommen, am besten schon sehr bald.