London ist auf den Kaffee gekommen

Datum: 9. April 2015
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Neulich noch mit den Gedanken in Paris, hat es mich zu Ostern in der Wirklichkeit nach London verschlagen. Das kam durch die Rhein Main Vokalisten, den Chor, in dem ich singe. Es war seit einiger Zeit ein Austausch mit einem dortigen Männerchor, dem Imperial Male Voice Choir, geplant. Zwischen Proben, Konzerten und Gesang zum Gottesdienst in der Kirche unserer wunderbaren Unterkunft, dem Wynfrid House, blieb auch noch Zeit für ein paar ausgiebige Stadtspaziergänge mit der einen oder anderen Tasse Kaffee dazwischen.

Und was muss ich da in London schon am ersten Tag sehen? Die Teatime wird von der Kaffeepause abgelöst. Jedenfalls schießen kleine, feine Kaffee-Röstereien in den Szene-Vierteln nur so aus dem Boden. Das Wynfrid House liegt zufällig in einem solchen, was mir vorher überhaupt nicht klar war. Recht ahnungslos lenkte ich meine Schritte am ersten freien Sonntag von dort über die Whitechapel High Street, in die Osborn Street, die Brick Lane hoch – und staunte nicht schlecht. Das schmale, ellenlange Sträßchen schlängelt sich bunt und bunter in Richtung Norden, zu beiden Seiten, gesäumt von indischen Curryhäusern und originellen kleinen Cafés. Sie locken mit allerlei bunten Torten, Bergen von Brownies – und, man glaubt es kaum: Kaffeeduft. Oft sogar aus der eigenen Rösterei, wie beispielsweise Nude in 26 Hanbury Street (Ecke Brick Lane).

So am Näschen herumgeführt betrat ich den von der braunen Bohne wunderbar aromatisierten hohen Raum und bestellte mir an der Theke einen doppelten Espresso. Von dort aus konnte ich Kaffeesäcke aus allen Anbaugebieten bewundern und den Bohnen beim Rösten zusehen. Und: Der Kaffee schmeckte hervorragend, wenig Bitterstoffe, angenehme Säure und eine dichte, goldene Crema.

Vom edlen Tropfen inspiriert, wanderte ich durch den großen Raum und entdeckte in einem Regal an der Wand auch Kaffeefilter aus Porzellan nebst Filterpapieren. Das fand ich ja noch unglaublicher: Der Filterkaffee, ein urdeutsches und oft als kleingeistig geltendes Produkt, tritt von England aus eine Renaissance an. Natürlich habe ich davon gehört und gelesen. In Berlin gilt Filterkaffee mittlerweile auch als schick. Aber die biederen Filter in Londons coolsten Läden zu sehen, überraschte mich nun doch.

Ich traf die weißen Helferlein für die Kaffeebereitung noch häufiger an. In der Rösterei Monmouth am schlaraffengleichen Borough Market gelegen, wurde sogar in größeren Mengen frisch gebrüht. Dort war der olfaktorische Genuss natürlich kaum noch zu überbieten – außer vom visuellen Reiz: Auf einem langen Holztisch aus gebürstetem Eichenholz standen ein Brotkorb und ein Karussell mit handgemachten englischen Marmeladen, von der klassischen Orange Marmelade, über Holonderblütengelee, bis zur schwarzen Johannisbeer Konfitüre. Daneben ein ordentliches Stück frische Fassbutter. Ich konnte nicht anders, musste noch einmal frühstücken – und mir so einen kleinen weißen Brühhelfer nach Deutschland mitnehmen. Dazu jetzt auch ein aktueller Artikel in der FAZ.

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