Eine Liebeserklärung an die Cafés als soziale Plattformen

Welche Rolle spielen Cafés für den sozialen Austausch und die Inspiration neuer Ideen? Als Autorin, Journalistin und Texterin gehe ich einer sehr stillen Beschäftigung nach. Wenn ich nicht gerade persönliche Interviews führe oder leibhaftig recherchiere. Ich sitze allein an meinem Schreibtisch, immer im Homeoffice – forever. Das ist für mich keine ungewohnte Situation, ich brauche das und ich mag das. Ungewohnt ist es für mich, dass ich diese Situation nun kaum unterbrechen kann. Sicher, ich kann spazieren gehen, wieder allein mit mir selbst und meinen Gedanken. Diese sitzen dann fest im Kopf, bilden vielleicht eine Blockade. Als Texterin brauche ich Cafés zur Inspiration.


Ich betrete das Lokal, das meist ein Stammcafé ist, werde von der Betreiberin freundlich begrüßt und wechsele ein paar Worte. Manchmal sind es die ersten menschlichen Worte, die ich an einem Tag höre. Man lächelt sich zu, fragt, wie es geht und dabei geht es einem selbst gleich besser. Man wird aus seinen Gedanken gerissen – und das ist Sinn und Zweck. Ich setze mich und bekomme einen Espresso, den ich mir natürlich auch im Homeoffice machen kann, aber hier ist es anders.

Gedanken durchschütteln


Wenn ich mich nach dem Aufstehen an einen kniffeligen Text setze und mehrere Stunden konzentriert daran arbeite, gehe ich gegen Mittag gern auf einen Espresso ins Café - um die Gedanken ein bisschen durchzuschütteln. So wie man einen guten Cocktail schüttelt, um die Inhaltsstoffe zu einer raffinierten Mixtur zusammenzubringen. Wenn ich einen Text über ein neues Offenbacher Unternehmen, über ein spannendes zeitgenössisches Kunstwerk, über feine Schokoladenkreationen, über Effizienz in der Produktion oder über SEO-Optimierung geschrieben habe, ist das durchaus hilfreich. Dann mache ich einen Spaziergang ins nächste Café. Schon beim Gehen weitet sich der Blick, dann das Gehör und schließlich alle Sinne.

Kaffee inspiriert


Dieser Frischgebrühte ist wie eine kleine Belohnung. Manchmal lege ich noch einen obendrauf und bestelle dazu ein Mandelgebäck oder ein Stück Kuchen (bei sehr trockenen Texten). Wenn ich da so sitze, kommt Johann herein oder Katharina, die auch häufig im stillen Kämmerlein schreiben. Manchmal kommt auch der Leiter eines städtischen Museums herein und vielleicht eine Kundin. Wir begrüßen uns, freuen uns und tauschen uns aus: „Haben Sie schon gehört, dass wir…“ oder „Weißt Du eigentlich, dass der Sowieso…und schon ist man wieder auf dem neuesten Stand. Denn ein Café ist die beste soziale Plattform – zu der man nicht einmal ein Passwort benötigt.


Oft hole ich auch mein Notizbuch heraus und schreibe ein paar Gedanken auf. Das sind meist andere Dinge, die nichts mit den Businesstexten zu tun haben. Manchmal ist es ein Gedicht oder der Anfang einer Kurzgeschichte oder eines Artikels, den ich später irgendwann gern schreiben möchte. Das entspannt mich, bringt Schwung in die Hirnwindungen.

Viele Texte entstehen im Café


Viele meiner Erzählungen auch zu dem neuen Buch „Porträts einer Frau“ (erschienen 2020 im Salsa-Verlag, Göttingen) sind im Café entstanden oder dort inspiriert worden. Es gäbe sie gar nicht, wenn die Kaffeehäuser immer zugesperrt wären. Ich hätte auch viele wichtige Menschen in meinem Leben gar nicht kennengelernt, wie zum Beispiel Johann oder Katharina oder Gisela – mit denen seinerzeit die Idee der „Literatur zur Werkzeit“ (erschienen 2014 in der Edition Berthold) entstand. Die Lesungen fanden damals zur Mittagszeit in Cafés, Läden und Restaurants statt. Sie holten die Menschen für eine Stunde aus ihrem Alltag.

Analoge soziale Plattform


Nun werden vielleicht Einige argumentieren, dass es doch nicht so schlimm sei, wenn die Cafés zu sind. Dazu kann ich nur sagen, es geht vielen Schreibenden und überhaupt Kreativen so wie mir. Es wären eine Menge Bücher nicht entstanden, wenn es keine Cafés gäbe. Auch viele andere Projekte wären nicht umgesetzt worden, viele Bilder nicht gemalt, viele Filme nicht gedreht. Aber auch viele Geschäfte wären nicht getätigt worden. Denn oft ist ein Treffen in einem Café die Initialzündung für eine Kooperation oder einen neuen Auftrag. Das Café ist auf jeden Fall ein Inspirationsmotor und manchmal sogar ein Innovationsmotor.


Für diese analoge soziale Plattform, die Cafés bieten, möchte ich allen Betreiber*innen auf der ganzen Welt hier einmal danken. Bitte haltet durch. Die Menschen brauchen Kaffeehäuser und den persönlichen Austausch mit anderen Menschen. In Wien hat man zum Jahresanfang einige Traditionshäuser für Schüler geöffnet, wo sie mit Abstand lernen können. Wenigstens etwas! https://www.rnd.de/familie/wiener-cafes-offnen-fur-schuler-traditionshauser-bieten-raumlichkeiten-zum-lernen-und-studieren-an-F5IXG5Y2K2G6KJX4NFZRSHWJCY.html

Vor einem Jahr stand ein Relaunch meiner Webseite an, um ihr Äußeres einerseits zeitgemäß und responsive für alle mobilen Endgeräte zu gestalten. Andererseits habe ich mein Angebot über die letzten Jahre wesentlich erweitert, biete für digitalen Content gute SEO-relevante Texte sowie WordPress-Kenntnisse an, im Print-Bereich sind neue Bücher, Broschüren und Postkarten hinzugekommen. Lesetermine und Touren gibt es auch bald wieder, denn ein neuer Band mit Erzählungen #porträtseinerfrau ist im Oktober 2020 im Salsa Verlag erschienen.

Vielleicht habt Ihr Euch gewundert, dass Ihr länger keinen neuen Blogbeitrag von mir gelesen habt, aber der Umzug vom Google Dienst Blogger zu einem selbst gehosteten WordPress-Blog, also direkt auf meine Webseite war ziemlich aufwändig. Um so mehr freue ich mich, dass es jetzt wieder losgehen kann mit coolen Themen am Rande von Business und Büro, die sich befassen mit dem Flanieren durch die Kaffeehäuser der Welt, die mir oft als inspirierende Schreiborte dienen, mit Kunst, Literatur und Musik, die unser Leben erst lebenswert machen. Das stellen wir gerade in der Krise mehr denn je fest. Guter Content für Marketing und Markenbildung profitieren übrigens sehr von einem erweiterten Horizont, vom vielen Lesen und Schreiben.

Zunächst habe ich noch mit meinem Grafik-Kollegen von designbasis versucht, eine Anpassung an die deutsche DSGVO von Google zu bekommen, doch da gab es keine ausreichende Hilfe. Da ich keine Abmahnungen riskieren wollte, musste mein Blog auf meine Webseite umziehen. Das nützt mir letztendlich auch viel mehr, weil dann alles, was ich dort schreibe, den Inhalt auf meiner Webseite erweitert und verbessert, was ja schließlich für das Ranking in den einschlägigen Suchmaschinen das Beste ist. Außerdem habe ich auf WordPress mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Eine eigene Domain hatte ich ja schon und meine Webseite basiert auf WordPress, also konnte es losgehen mit dem Importieren meiner bisherigen Beiträge. Das geht zum Beispiel mit dem Plugin blogger importer extended ist aber trotzdem mit vielen Arbeitsschritten verbunden und langwierig. Schweren Herzens entschloss ich mich dazu, nur einen Teil der Beiträge mit umzuziehen. Das hat aber auch Vorteile, denn so kann ich mich auch von etwas Ballast, der nicht mehr aktuell ist, befreien. Mein Grafikdesigner Carsten Heil und ich verbrachten einen langen Nachmittag damit, meine Beiträge und auch meine Rubriken zu sichten. Natürlich in einem kleinen Kaffeehaus, dem Apéro in Darmstadt, das übrigens ein wunderschöner Ort zum Frühstücken, aber auch für einen Aperitif ist (zum Glück machten wir das noch vor dem Lockdown). Ohne Skrupel kann man dort mit Espresso, Sprizz und einem guten Buch einen Regentag an sich vorübergleiten lassen. Wir taten es mit Käsekuchen, den Rest besorgte mein Designer notgedrungen im Home Office.

Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn mein Blog kommt nun in einem frischen, neuen Design und mit wohlgeordneten Rubriken als integrierter Teil meiner Webseite daher. Und ich kann selbst etwas für mein Ranking tun, indem ich meine guten Texte nicht nur für das Wohl meiner Kunden einsetze, sondern auch für meine eigene Marke Walter Wortware. Viele, mit denen ich spreche, sagen immer noch: Ich schreibe für Menschen und nicht für Google oder sowas in der Art. Das ist allerdings ein Trugschluss, denn für Google und Menschen zu schreiben ist kein Widerspruch. Googles Ziel ist es nicht, tausende SEO-Nischenseiten auf den ersten Plätzen zu haben, sondern vielmehr Nutzern die bestmöglichen Inhalte anzuzeigen und die bestmögliche Nutzererfahrung zu bieten. Dasselbe Keyword in jedem zweiten Satz zu verwenden, gehört mit Sicherheit nicht dazu. Backlinks, großartiger Content und eine tolle Nutzererfahrung sorgen dafür, dass Dein Unternehmen in den Suchergebnissen auftaucht.

Ansonsten bin ich sehr froh, dass es in unserem Leben außer Online auch wieder mehr Offline gibt und ganz dankbar und ehrfürchtig wieder schreibend in Cafés anzutreffen.

Das Gastland Georgien hat mich in diesem Jahr literarisch voll erwischt. Ich kannte im Grunde nur die unmögliche und hochaktuelle Liebesgeschichte „Ali und Nino“ von Kurban Said (alias Lev Nussimbaum) aus dem Jahr 1937, in der sich ein Muslim in eine Christin verliebt. Ein sehr besonderes Buch, das mir immer im Gedächtnis geblieben ist und Georgien geheimnisvoll und bunt mitschwingen ließ.

In diesem Jahr bin ich auf ein anderes sehr besonderes Buch aus Georgien gestoßen: „Einsame Schwestern“ von Ekaterina Togonidze. Ich kann tatsächlich sagen, dass ich eine solch außergewöhnliche Geschichte noch nie gelesen habe. Sie macht stellenweise atemlos, dabei kommt sie in schlichtem Deutsch daher, wenn auch in unterschiedlichen Tonarten: Denn wir lernen die beiden unterschiedlichen und doch sehr verbundenen Protagonistinnen des Romans durch ihre gegensätzlichen Tagebuchaufzeichnungen kennen – und erfahren langsam, Eintrag für Eintrag, mehr von ihnen und ihrem Schicksal.

Wir erfahren aber nicht nur bedrückende Umstände ihrer Lebenssituation in der Abgeschiedenheit des Hauses der Großmutter, wo sie leben wie in einem Vakuum. Sondern wir lernen sie als zwei unterschiedliche Teenager kennen, die neugierig auf die Welt und die Liebe sind. Beide schreiben unabhängig voneinander und zeigen sich die Tagebücher nicht. Schreiben ist das einzige, neben dem Denken, was sie unabhängig voneinander tun können – und schreiben bedeutet Freiheit. Zumindestens für Diana, die sich beim Schreiben lebendiger fühlt und bedeutender. Hier kann sie „ich“ sagen, wobei sie sonst nur im „wir“ lebt, denn die beiden sind siamesische Zwillinge: „Von der Taille abwärts teilen sich Lina und ich den Körper.“

Beide Mädchen beginnen im Tagebuch ihr eintöniges Leben in bescheidenen Verhältnissen bei der Großmutter zu reflektieren. Dort werden sie seit ihrer Geburt vor der Außenwelt versteckt. Dort lernen sie von der Großmutter, aus Magazinen, die Zaza vorbeibringt und aus dem Fernsehen. Diana findet ein Notizbuch im Schrank der Großmutter und beginnt zu schreiben. Ihre Notizen sind „autobiographischer“, enger an der Wirklichkeit und weniger literarisch. Von ihr erfahren wir sozusagen die Fakten. Lina möchte es ihr nachtun und lässt sie nach Papier suchen. Sie findet auch ein benutztes Notizbuch, in dem noch Seiten frei sind. Lina wollte schon immer Gedichte schreiben und nun fängt sie damit an. Sie ist die emotionsbetonte und fantasiebegabte.

Beide erinnern sich an ihre schöne Mutter, die bei der Geburt verstarb und fragen sich, warum ihr Vater sich nicht kümmert. Als die Großmutter stirbt, sind sie plötzlich der Realität ausgeliefert und werden von einem Hochwasser buchstäblich in die Stadt geschwemmt. Sie kommen in ein Lazarett und schließlich in einen Zirkus, wo sie zur Schau werden.

Der Vater ist die dritte Perspektive aus der erzählt wird, aber er erfährt erst durch Briefe aus dem Leichenschauhaus von der Existenz seiner Töchter.

Ekaterina Togonidze hat ein mutiges Debüt gewagt und körperliche Andersartigkeit bzw. Behinderung, die nicht nur in Georgien ein Tabuthema ist, in die literarische Diskussion gebracht. Der Septime Verlag hat sich mit der Veröffentlichung dieses Romans ebenfalls mutig in ein unbeschriebenes Terrain begeben. Eine seltene Lesereise in eine andere Welt jenseits der Normalität. Verstörend und schön zugleich.

Diese Infektion fing mit den Vorbereitungen für die 3. Offenbacher Lyriknacht an. Für den Frankfurter Größenwahn Verlag übernahm ich mit zwei Kolleginnen Katharina Eismann und Tamara Labas Teile der Öffentlichkeitsarbeit, die Moderation und Organisation der Veranstaltung im Raum des Kunstvereins Offenbach.

Chinkali, die leckeren Teigtaschen, eine Art Nationalgericht, waren mir auf meiner Reise in die Ukraine im September schon begegnet. Deshalb habe ich mich besonders gefreut, als ich in Frankfurt das georgische Restaurant Old Tiflis entdeckte und auch einen Weinhandel im Internet. Dort holten wir uns die notwendige sinnliche Inspiration zum Thema und erfuhren dabei, dass in Georgien sogar das Dichten nicht ohne das Kochen geht. Das sagt schon der Erzählungsband „Wahrsagen durch Marmelade“ von Diana Anfimiadi, der im Wieser-Verlag erschienen ist.

Diana Anfimiadi war auch Gast auf unserer Lyriknacht, neben Eka Kevanishvili, Zaza Bibilashvili, Kato Javakhishvili und Tea Topuria. Neben diesen georgischen Autoren, die allesamt sehr engagiert schreiben und verschiedentlich für ihre Arbeiten ausgezeichnet wurden, waren auch noch vier deutsche Dichter und eben wir vom Größenwahn Verlag unter den Vortragenden. Zu unserer großen Erleichterung und dem Vergnügen der Zuhörerin war die Übersetzerin des Lyrikbands „Gorgiens Herz ist mit Poesie infiziert“ (Größenwahn Verlag 2018) Nana Tchigladze ebenfalls anwesend. Herausgeber ist der bekannte Dichter, Übersetzer und Orientalist Giorgi Lobzhanidze.

Den gesamten September und Oktober stimmten wir uns außerdem mit Gedichten und einem Speed Dating im Offenbacher Buchladen am Markt auf Georgien ein. Je zwei der Gedichte der georgischen Dichter des genannten Lyrikbandes rezitierten wir bei der Lyriknacht. Und das sind sehr eindrucksvolle Poeme aus einem Land, das dramatischen politischen Veränderungen ausgesetzt war und ist. Es geht darin aber nicht nur um Politik. Vielmehr geht es um den Alltag, um Facebook und um Liebe, um Dichterinnen, die ihren Haushalt bewältigen müssen, um Herz und Blut und alles, was die Menschen bewegt. Es war eine Ehre, diese Gedichte in ihrer deutschen Fassung zu lesen und es war ein Virus, denn alle bekamen wir kurz vor der Veranstaltung noch eine Erkältung. Aber nicht nur das: Ich und meine beiden Kolleginnen bekamen auch große Lust auf Georgiens zeitgenössische Literatur und auf dieses faszinierende Land. „Tiflis on my mind“ heißt eine Ausstellung im Klingspor Museum und ich kann mich dem nur anschließen.

Seit dieser Buchmesse will ich noch ganz viel lesen von georgischen Autoren und ja, ich will nach Tifls und diese Stadt sehen. Und so werden in den nächsten Wochen noch einige Buchbesprechungen von Lyrik, Erzählungen und Romanen kommen. Ich selbst bin auch schon inspiriert worden und habe ein Gedicht geschrieben, in dem die Chinkali, die leckeren Teigtaschen eine Rolle spielen. Das plane ich aber in einen Lyrikband ein, an dem ich immer mal weiter dichte, wenn mich etwas infiziert.

Ich sitze in einem hässlich regenbogenbunten Haus auf der Frankfurter Straße, in dem sich das wilde Herz Offenbachs befindet, das Caffè Cuore. Gitarren hängen von der Decke und ein Sammelsurium von Stühlen und Tischen aller Gattungen umrahmt mich. Franco ist hier der Innenarchitekt und er folgt keinem Trend, sondern seiner Intuition – deshalb fühlen sich Menschen aller Nationen hier wohl. Der schöne Daniel aus Kuba mit den langgliedrigen Fingern an der Gitarre und Enzo mit der Rockerstimme oder Diana, die kleine schwarzhaarige Göttin aus Sizilien.

Aber, zur Sache: Alle reden von „responsive“ und ich habe in der letztenZeit ein paar Artikel zu dem Thema verfasst. Das hat mir deutlich vor Augen geführt: Responsive Webdesign ist wichtig für alle, die eine eigene Website betreiben. Denn das bedeutet, dass diese auf allen Endgeräten gut lesbar angezeigt werden und man sie vom Smartphone oder Tablett auch einfach und bequem bedienen kann.

Ich weiß ja, dass meine eigene Homepage nur sehr bedingt responsive ist und habe deshalb mit einem Google-Tool (Search Console) mal die Probe aufs Exempel gemacht – es war schlimmer als ich dachte:

Unbarmherzig stand da: Die folgenden 3 Probleme sind zu beheben

  • Anklickbare Elemente liegen zu dicht beieinander
  • Darstellungsbereich nicht festgelegt
  • Text ist zu klein zum Lesen

Letzteren Punkt hatte ich selbst schon bemerkt. Laut Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom nutzen in diesem Jahr 8 von 10 Deutschen ein Smartphone (54 Millionen Menschen). Mal ganz abgesehen von den anderen Endgeräten. Das bedeutet, dass wir schon heute die meisten Webseiten mobil von unterwegs aus aufrufen. Und ich sehe es ja an mir selbst: Ich sitze im Café oder zu Hause im Höfchen und schon wird mal schnell eine Webseite gegoogelt, zum Beispiel von der Offenbach Post oder von der Käserei L’Abbate oder vom Frankfurter Größenwahn Verlag – ja und da kann man angenehm lesen und anklicken, was einen interessiert. Mal ehrlich, wer geht dafür immer noch an den stationären Rechner – oder wer hat überhaupt noch einen?

An unserer Nutzung wird also deutlich, dass Responsive Webdesign nicht irgendein Trend ist. Studien unterschiedlicher Marktforscher belegen, dass immer mehr Tablets und Smartphones gekauft werden.

Gleichzeitig wird auch der Kampf um die ersten Plätze bei Google immer härter. Webseiten, die täglich mit neuen Inhalten bestückt werden – und häufig aufgerufen werden, erscheinen weiter oben im Ranking. Dazu zählen beispielsweise die Newsseiten der Zeitungen.

Das bedeutet, dass Responsive Webdesign auch Einfluss auf die Suchmaschinenoptimierung hat – genauso wie aussagekräftige Inhalte, die gesucht und gelesen werden, weil sie einen Mehrwert bieten.

Wenigstens mein Blog ist schon responsive – weil extra und WordPress.

Neulich im Mai hatte ich so einen Tag in Frankfurt mit vielen Terminen und zwischendurch einer Stunde Atempause. Die verbrachte ich im Plank, weil ich zwischen Bockenheim und Sachsenhausen hin- und hermusste. Das Plank Münchener/Ecke Elbestraße im Bahnhofsviertel gelegen, ist tagsüber nämlich ein sehr nettes Café. Es bietet Ruhe, W-LAN und die besten portugiesischen Törtchen, die man sich vorstellen kann.

Eigentlich hatte ich andere Themen zu bewältigen, aber ich hatte auch eine Entscheidung zu treffen. Nämlich, ob ich mit meinem Büro umziehen sollte, in ein anderes Domizil. Denn mein Untermieter hatte mir gekündigt und es tat sich an anderer Stelle eine tolle Möglichkeit auf. In einem hübschen hellen Ziegelsteinbau, ruhig gelegen und doch voll im Leben, war eine Etage frei geworden. In der Eisfabrik – die einige vielleicht von den Kunstansichten her kennen, von hochkarätigen Fotoausstellungen rund um René Spalek. Die Alternative wäre gewesen, mich zuhause mit meinem Schreibtisch einzurichten. Aber irgendwie wollte er da nicht so recht reinpassen, weder gedanklich noch nach Maß.

Ich setzte mich also bei verheißungsvollem Blau ins Plank und schrieb Vor- und Nachteile auf. Dann telefonierte ich mit einer wichtigen mir zugetanen Person. Die sagte einen entscheidenden Satz: Ich glaube, dass dieser Umzug Dich größer macht, in Deiner Kreativität. Damit war doch eigentlich alles gesagt. Der Schreibtisch in der Wohnung würde meine Kreativität bestimmt nicht größer machen.

Außerdem war es mein erster Impuls, als ich die Anzeige auf Facebook gelesen hatte: Dort mein Glück zu versuchen, denn so etwas hatte mir immer vorgeschwebt. Inzwischen ist der Vertrag unterschrieben und erste Messungen sind erfolgt. Ab August gibt es frische Worte aus der Eisfabrik.

Und was für ein wunderbarer Nebenumstand: In der Eisfabrik wurde Speiseeis fabriziert. Italienisches. Von der Firma Rudella. Romollo Delaidotti war einer der ersten italienischen Einwanderer in Offenbach. Im Café seines Bruders, dem Delaidotti, war ich als Kind noch gewesen und dort wurde meiner Tante ein wertvoller Kamelhaarmantel vertauscht – aber das ist eine andere Geschichte.

Aber wie bist du denn dann auf Wien gekommen?, fragen sie weiter. Tja, mein Buch „Eine ungeplante Reise nach Wien“ ist ein Roman – und da ist vieles möglich. Viele Leser scheinen sich zu fragen, wie Fiktion entsteht. Die macht der Kopf beim Schreiben.

Wie die meisten Autoren habe in meinem Roman autobiografische Details verwendet, denn die kennt man besonders gut, kann daraus anschauliche Bilder entstehen lassen. So gibt es Erinnerungssplitter, die in meinen Schreibfluss kamen, wie beispielsweise das Aussehen meiner Großmutter und ihre Heirat mit einem Pelzfabrikanten, denn dies waren die Mitglieder der Familie Erler und deren Partner in Leipzig. Auch vom Lebenswandel meiner Großmutter, die eine kleine Femme Fatale war, ist einiges eingeflossen – und zwar, weil sie meine Fantasie schon in Kindheitszeiten angeregt und mich inspiriert hat. Meine Großmutter hatte das Zeug zur Romanheldin – das war mir schon früh klar, wenn ich in ihrem Schlafzimmer an den Parfümfläschchen schnupperte (allesamt bekannte Düfte, wie ich erst später lernte) oder ihren Kleiderschrank durchkämmte und mir den Ozelot-Hut aufsetzte (leider weiß ich nicht, wo er geblieben ist). Und sie war 1912 geboren, kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

In der Zwischenkriegszeit und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war sie eine junge Frau mit allen Widersprüchen der Zeit in sich drin. Sie heiratete mit 26 eben jenen Pelzhändler – und erzählte mir später, wie sie sich ihn „geangelt“ hatte. Das war nicht der herkömmliche Ton einer Großmutter, soviel war klar – sie war eine illustre und sehr selbständige Frau, die ich bewunderte. Vielleicht hat sie mit ihren Geschichten sogar meinen Erzähltrieb geweckt.

Ihr Mann, mein Großvater, den ich nie kennengelernt habe, war eine Art Aussteiger und wollte dem Pelzhandel abschwören. Dazu gingen die beiden ins Kleinwalsertal nach Hirschegg, wo sich die Fuchsfarm der Firma befand. Ein Glück für meine Großmutter, die dort oben auf dem Berg wenig mitbekam von Kriegswirren und Gräueltaten.

Meine Mutter allerdings wurde in Österreich geboren – und so kam irgendwann Wien ins Spiel, weil das ihre Lieblingsstadt war.

Auch als sie schon in Offenbach am Main wohnte und mit meinem Vater verheiratet war, konnte sie am Telefon, wenn Verwandte anriefen, leicht in den Walser-Dialekt wechseln. Diese süddeutsche Färbung des Deutschen war mir seit Kindertagen vertraut. Meine Mutter hatte also eine Bindung zu Österreich und meine beiden Eltern machten es sich zur Gewohnheit, einmal im Jahr nach Wien zu reisen. So bekam ich von dort allerhand mit – besonders auch die Musik, die mein Vater auf CDs mitbrachte. Ich selbst bin erst relativ spät über die Recherchen zu meiner Magisterarbeit, die sich mit den Autobiografien deutscher Exilschriftstellerinnen befasste zu Recherchen immer wieder nach Wien gekommen.

Aber Wien hat es mir natürlich gleich angetan, mit seinen Kaffeehäusern und seiner Wertschätzung der Musik und überhaupt der Künste. Aber auch seine Ambivalenz: Die prächtigen Straßen und die kleinen vernachlässigten Gassen. Die Stadt tanzt überschwänglich Wiener Walzer und melancholisch die langsame Version davon. Und schließlich, es ist eine Stadt voller Geschichte und Geschichten – der Stadt Leipzig gar nicht so unähnlich fand ich, als ich Anfang der Neunziger Jahre zum ersten Mal in der Nikolaistraße war und auch das Haus meiner Großmutter zum ersten Mal sah.

Viele dieser Aspekte sind in meinen Roman eingeflossen und haben sich zu einer ganz eignen Geschichte entwickelt.

Ich habe mich sehr gefreut, das erste Mal in Leipzig zu lesen, auf der Messe, am Stand des Größenwahn Verlags und abends im schönen Café Puschkin, wo echt die Hütte voll war, so das keiner mehr rein und raus konnte. Besonders bedanken möchte ich mich auch bei meinen Mitleserinnen vom Konkursbuchverlag. Die Texte waren alle super! Und super vorgetragen!

Das alles hat große Lust gemacht, weiterzuschreiben an der Wiener Geschichte von Judith und Leo…Ich bin gespannt, was noch passiert.

Letzten Montag war es endlich soweit: Ich stellte meinen Roman „Eine ungeplante Reise nach Wien“ (erschienen im Frankfurter Größenwahn Verlag) ganz geplant in Wien vor. Und zwar in einer sehr schönen kleinen Buchhandlung im 6. Wiener Bezirk. Vielleicht würden manche virtuellen Leser den Wiener Bücherschmaus  als „old fashioned“ empfinden. Die zahlreichen Besucher aber fanden es sehr gemütlich dort und um kurz nach sieben passte schließlich keine Maus mehr in den kleinen Laden. Das lag natürlich hauptsächlich an Georg Schober, dem Betreiber und seiner Frau Petra, die hier die Reihe „Literatur am Montag“ seit zwei Jahren etabliert haben – und an der feinsinnig literarischen Atmosphäre, die sie verbreiten.

Ich hatte auch ein paar Leute eingeladen und freute mich besonders, dass sie fern von meiner Heimatstadt hier erschienen waren. So saßen beispielsweise meine Großcousine Sybille, die in Wien lebt, mein früherer Arbeitskollege Marcus, meine liebste Zimmervermieterin in Wien mit ihren beiden Töchtern, Nicole und Michèle (von denen letztere ein entzückendes Geschäft mit frechen Täschchen in der Neustiftgasse führt: Violettesays), der Autor Jürgen Heimlich und Robert im Publikum, der die ganze Veranstaltung auf den Weg gebracht hatte. Sehr erfreut war ich, dass Irena David, die umtriebige Betreiberin des Photoblogs „Wien zu Fuss“ auch in die Garbergasse 13, nicht weit vom Wiener Westbahnhof, gefunden hatte – und anschließend auf Facebook das kleine Ereignis in schönen Bildern veröffentlichte. Vielen Dank für die tollen Photos, Irena!

Eigentlich lese ich aus meinem Buch nun schon fast wie im Schlaf, diesmal aber, wo es darum ging, den Wienern ihre Stadt durch meine Protagonistin Judith vor Augen zu führen, war ich doch sehr aufgeregt. Besonders bei den einleitenden Worten, mit denen ich mich kurz vorstellte, flackerte mir die Stimme – und ich dachte: Nun lese ich hier also aus meinem Buch vor, diesen Text, der zu großen Teilen auch in dieser Stadt entstanden ist. Wie oft bin ich selbst durch die Gassen gelaufen, auf der Suche nach Ecken und Plätzen, die mir irgendwie bemerkenswert erschienen, so wie beispielsweise diese sich überlagernden Straßen „Wipplingerstraße“ und „Tiefer Graben“. Oft bin ich auch in meiner heimatlichen Schreibstube auf dem Stadtpan die Straßen abgelaufen und habe dann vor Ort nachgeprüft, ob alles stimmt. Dieses auf den Füßen durch die Stadt streifen hat viel zur Entstehung des Buches beigetragen. Es war wie ein immer tieferes Erspüren meiner Protagonisten. Wie und wo sie sich bewegten, hat viel damit zu tun, was sie im Innersten bewegt.

Ich las das Kapitel „Hotel Orient“ und freute mich über die Reaktionen in den Gesichtern, manchmal auch kleinen Ausrufe, bei einem Satz, der überraschend schien. Zum Beispiel diese Äußerung von Leo: Eine renommierte Adresse für Untreue, das muss man sagen. Darauf Judith: Warst du schon mal hier? Leo wieder: Geh‘ das fragt man doch nicht.

Solche kleinen Dialoge, an denen ich wieder und wieder gefeilt hatte, sie scheinen eine Wirkung zu haben, was manchmal ganz erstaunlich für mich ist, weil sie mir ja so vertraut sind. Eine Frage, die danach immer wieder auftauchte war, ob es im „Hotel Orient“ wirklich so ausschaut, die ich nicht wirklich beantworten kann. Denn ich versuchte einmal als Einzelperson eine Nacht zu buchen, was mir nicht gelang. Allerdings war ich auch nicht allzu hartnäckig, weil dieses Ausschmücken in meiner Fantasie, so wie ich es mir darin vorstellte, auch seinen ganz eigenen Reiz hatte – und eine Inspirationsquelle war.

Es war unbeschreiblich schön, nach der Lesung noch mit meinen Wiener Zuhörern und Zuhörerinnen zu sprechen. Ein schönes Lob war es für mich, als eine Dame sagte: Wissen Sie, so eine Beschreibung eines gemeinsamen Essens, die kann so fad sein – aber in Ihrem Buch, ist das anders.

Die von einer Besucherin selbst gebackene Sachertorte und die kleinen Bethmännchen, die ich mitgebracht hatte, taten ein Übriges, um die Herzen und Zungen zu lockern. Ich möchte mich bei allen Organisatoren und Besuchern der Veranstaltung herzlich bedanken und hoffe, dass es weitere Lesungen in Wien geben wird – bis dahin schwelge ich ein wenig in den schönen Bildern, die Irena jeden Tag auf Facebook postet – und denke immer mal wieder darüber nach, worin für mich der Zauber dieser Stadt liegt. Zum Teil wohl in diesem schön verlebten Antlitz, das so viele Geschichten erlebt hat und zu erzählen weiß. Das ist ja bei vielen Städten so – aber manchmal sind die Spuren dieser Geschichten eben besonders spürbar und besonders berührend – so ist das in Wien.

Das Frankfurter Bahnhofsviertel hat mich seit der Kindheit magisch angezogen. Damals redete man nicht offen davon, was sich dort abspielte. Mein Vater arbeitete bei Radio Diehl, Kaiserstraße 5, das ist am Roßmarkt, aber das wussten viele nicht so genau. Mein Opa auch nicht – und so lief er mit mir vom Hauptbahnhof geradewegs durch’s Bahnhofsviertel und traute sich nicht, mich anzuschauen. Er zog mich an der Hand immer weiter, in der Hoffnung, dass ich nicht allzu viel von den bunten Bildern und eindeutigen Angeboten mitbekommen würde. Ich war fünf.

Später mit sechzehn siebzehn machte ich eine Ausbildung am Willy-Brandt-Platz und lief wieder die Kaiserstraße runter. Einfach, weil dort meine Lieblingshäuser standen und eine super Eisdiele (Fontanella).

In den Neunzigern wohnte meine Freundin Doris im letzten Drittel der Münchener Straße und ich liebte das bunte Angebot an Obst und die leichte Zwielichtigkeit in den Toreinfahrten. Doris‘ Sohn jedenfalls wurde von allen Nachbarn geliebt und hin- und heugeschaukelt.

Anfang der zweitausender Jahre sang ich mit dem Chor ein paar mal im Festsaal der Loge zur Einigkeit in der Kaiserstraße – und riskierte einen Blick in hochherrschaftliche Hinterhöfe aus vergangenen Glanzepochen.

Ganz viel später hatte ich einen Agenturjob im Westend (2010) und lief durch Taunus- und Moselstraße. Da fing es an, dass das Bahnhofsviertel ein Quartier wurde, in dem man ausging – also ich meine normale Leute. Ich entdeckte das Plank und futterte mich durch die Münchener, Elbe- und Weserstraße. Beim kleinen Vietnamesen Lam Frères und dem Plank bin ich bis heute hängengeblieben, außerdem bei treue Kundin bei verschiedenen Asia-Läden, der internationalen Buchhandlung, dem Schreibwarengeschäft Fleischhauer und Schuh-Krolla.

In unregelmäßigen Abständen statte ich dem Viertel in der ewigen Mauser einen kleinen Besuch ab, so auch am Mittwoch, als ich am Hauptbahnhof meine Nichte in den richtigen Zug setzte. Während des Wartens hatte ich mir das neue „Frankfurt geht aus“ gekauft und bekam Hunger. Ich schlenderte die Kaiserstraße bahnhofabwärts entlang, betrat zunächst die Internationale Buchhandlung, wo ich nie vorbeigehen kann und entdeckte ein Buch mit dem schönen Titel: Ein Garten über dem Meer. Ist es schön?, fragte ich die freundliche und sehr kompetente Buchhändlerin. Wunderschön, kam prompt die Antwort und ich nahm es mit.

Genau nebenan befindet sich ein neuer Inder, der auch im Restaurantführer erwähnt wurde. Die buntmoderne Aufmachung und das Angebot der Thali-Gerichte zog mich hinein. Außerdem hatte es plötzlich stark zu regnen begonnen.

Ich nahm vorne an den niedrigen Marmortischchen Platz, bestellte mir ein Thali mit Butter Chicken und besah mir die Einrichtung. Ein bisschen Industrie-Style, ein bisschen Orient-Express, das Personal sehr freundlich und das Essen von exquisitem Aussehen und Duft. Ich musste an einen Indien-Aufenthalt vor rund 10 Jahren denken, wo wir auf der Durchreise nach Madurai von unserem Fahrer in eine sehr authentische Garküche geführt wurden. Die Teller waren Bananenblätter und ein Walla lief mit einem Henkelmann rum, gab jedem eine Schippe Reis und verteilte mit einem Schöpflöffel großzügig Currys. In Frankfurt geht das natürlich nicht. Es wurde ein ordentliches Silbertablett mit silbernen Schüsselchen darauf gebracht. Ordentlich waren auch Butterhuhn, Kichererbsen, Gemüsecurry, Raita und Kokosnussreis um ein Häufchen Basmatireis gruppiert. Aber doch sehr anders als bei den üblichen Indern – und sehr lecker.  Auch die handgemachte Mangolimonade und den Espresso kann ich empfehlen.

Als ich fertig war, war es der Regen auch, und ich wanderte die Kaiserstraße weiter entlang, stellte fest, dass Eis-Fontanella eine neue Bleibe auf der anderen Straßenseite gefunden hatte und wagte einen Blick in einen schönen Hofeingang und ins noch leere Orange Peel. Ein cooles Ensemble zwar die ganze Kaiser, aber gleichzeitig sah ich, wie sich hier alles verändert: Ein Kettenrestaurant am anderen, eins schicker als das andere und trendiger und schnelllebiger. Nächstes Jahr schon kann das alles wieder anders aussehen und das Rohe, Baufällige, leicht Schmuddelige, aber auch Authentische und Spannende wird verschwunden sein.

Ich lief zurück, holte Katharina vom Bahnhof ab. Wir nahmen diesmal die Münchener Straße hinunter, weil ich ihr dieses bunte Leben, diesen Kontrast von schick und schäbig, so dicht nebeneinander zeigen wollte. Wir landeten im Schreibwarengeschäft Fleischhauer und probierten Füller von Kaweko. Sie schreiben super weich und wir mussten jede einen mitnehmen. Sie sagte: Für Schreiberinnen ist das wie Lingerie. Ich nickte beipflichtend. Ausgerüstet mit den neuen Füllfederhaltern wanderten wir ins Plank, wo wir uns in den neuen Raum, um den die Cafébar erweitert wurde, zurückzogen.

Hier lässt es sich wunderbar plaudern, schreiben und auf die Münchener Straße hinausschauen – solange sie noch bunt ist.

Gestern führte mich ein Dokumentarfilm mit anschließender Podiumsdiskussion im Naxos-Kino an den Merianplatz und in die Kantstraße. Kurzentschlossen lenkte ich meine Schritte ins Café Kante. Hier kleben noch Zettel für Hatha Yoga im Fenster, wie früher in den 80ern, als es in den Yogastudios noch nach Räucherstäbchen duftete. Drinnen ist es angenehm unaufgeregt. Ich beziehe einen kleinen Tisch an der Wand, in Sichtweite der Espressomaschine und schaue mich um. Hier sieht man altmodische Dinge: Eine Frau mit weißem Kragen. Sie hat ein Buch gekauft und ritzt mit dem Fingernagel ungeduldig die Versiegelung auf. Es ist der neue Brunetti-Krimi aus dem Diogenes-Verlag. Wie gerne würde ich ihn für eine Stunde ausleihen, um noch ein wenig in meiner Venedig-Fatamorgana der letzten Reise zu schwelgen.

Am Tisch neben der Tür sitzt ein in die Jahre gekommenes Liebespärchen, dennoch ein heimliches, wie es scheint. Sie halten verstohlen Händchen. Den Liebhaber kenne ich aus der Nachbarstadt, in der ich wohne. Hier fühlt er sich unbeobachtet. Ich schreibe diskret mit gebeugtem Kopf. Da kommt mein Erdbeerkuchen – ein ordentliches Stück. Der Käsekuchen wurde mir leider vor der Nase weggeschnappt. Aber sei’s drum. Der Doppio aus der Rösterei Wissmüller ist lecker und nicht zu stark, die Erdbeeren sind frisch. Draußen schwappt das Leben Richtung Bergerstraße. Hier scheint es still zu stehen – jedenfalls für eine kleine Weile. Das Publikum ist mindestens so alt wie ich.

Wir sind die Letzten, die sowas mögen, scheint es. Draußen sehe ich mit Wohlwollen ins Fenster, in dem sich antike Waagen und Blechdosen ein Stelldichein geben.

Ich muss weiter zur Naxoshalle. Auch dort weht so ein wenig Vergänglichkeit durch den Saal, die eines Frankfurts, das es kaum noch zu geben scheint.

Dazu passt auch der Film über den Jazztrompeter Carlo Bohländer Carlo, keep swingin‘, für den ich die Pressearbeit gemacht habe, und den ich mir zum 3. Mal ansehe. Die Protagonisten sind allesamt Jazzgrößen aus den 50ern, 60ern – und das Nachkriegsfrankfurt, mit seinen „Bausünden“, die heute Charakter zeigen. Dort, wo sie noch vorhanden sind. Der Film ist sehr bewegend und jedenfalls sehenswert, widmet er sich doch Menschen und einem Stück Zeitgeschichte, das in Vergessenheit zu geraten droht. Der Film war ausverkauft, die Diskussion gut besucht und Daniella Baumeister hat ganz wunderbar moderiert.

Doch der Jazz lebt noch, in der Stadt oder wieder. Das betont auch der Betreiber der Musikkneipe Mampf, wo in diesen Tagen junge Leute swingen. Man sollte mal hingehen.

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