Am Morgen des vierten Januar 2016 brennt bei Angelo, in der Salumeria Ecke Karlstraße schon Licht. Erste Panini werden mit Schinken belegt. Zwei Sizilianer schimpfen über irgendwas. Sie scheinen sind genauso schlecht gelaunt wie ich. Vom Himmel herunter geht Schnee in Regen über. Die höchsten Stockwerke des City-Towers sind geheimnisvoll in Nebel gehüllt. Am Markthäuschen tritt der Wirt vor seine Tür und raucht. Die Cafébar auf der Bieberer hat noch Kaffeepause. Bei Koffer-Roth, neue Kollektion. Ich sehe aus dem Augenwinkel ein elegantes, schwarzes Rucksäckchen. Bei Kaufhof sind die Scheiben rot verklebt. Hier gibt’s alles für die Hälfte. Am Aliceplatz wird der Weihnachtsmarkt abgebaut. Von der Mandelbude schraubt einer die großen Plastikkerzen ab und lädt sie auf einen Kleinlaster. An der leerstehenden City-Passage räumt eine Künstlerin ihre Werke ins Auto. Der Kunstsupermarkt hat ausverkauft. Gegenüber eröffnet ein türkischer Bäcker Yildrim.
Wenigstens bei Pedro gibt’s Kaffee und Wärme. Ich setze mich auf meinen lila Lieblingssessel. An der Theke bereitet die schlanke Schwarzhaarige Espresso zu. Sie trägt einen roten Schlips zur weißen Bluse und ist freundlich, wie im letzten Jahr. Draußen ist es grau und die Leute gehen die Frankfurter hoch und runter, oft mit dem Smartphone am Ohr, oft mit den immergleichen Zielen. Die Schwarzhaarige schlägt den Siebträger auf. Es zischt. Ich hole meinen Espresso und schreibe mich ein für’s neue Jahr.
Die Zeitung bleibt ungelesen am Ständer hängen – zum Glück. Manche Neuigkeiten sind ganz und gar nicht nicht zu begrüßen. Man würde es vorziehen, lieber nie von ihnen erfahren.