Weihnachtsnachklang mit Henry Miller im Café Caramel, Frankfurt

Datum: 30. Dezember 2015

Es ist der 26. Dezember 2015 und ich sitze mit #Henry Miller im Café Caramel am Oeder Weg in Frankfurt, wo ich wunderbar gefrühstückt habe. Es ist ein schönes Eckcafé mit großen Fenstern bis zum Boden und hätte ihm gefallen, denke ich.

Deshalb bin ich an seinem Geburtstag mit einem meiner Lieblingsbücher hierher gegangen. Es heißt „Henry Miller on writing“ und fasst Schriften zusammen, in denen er sich zum Schreiben und seinem eigenen künstlerischen Werden geäußert hat. Ich habe es während des Studiums im Amerikanistik-Institut entdeckt. Ich glaube, das war im Kettenhofweg. Es war zweimal vorhanden und deshalb hätte ich es beinahe mitgehen lassen, hielt mich dann aber doch zurück. Umso erfreuter war ich, als ich es nur ein Jahr später bei einem New York-Aufenthalt bei Barnes & Nobles fand. Das ist scheißlange her, wohl so ziemlich genau zwanzig Jahre.

Mein Blick schweift zum Nebentisch und ich traue meinen Augen kaum, denn neben mir sitzt eine südländische Dame, die einen kleinen Kunstweihnachtsbaum auf dem Kopf trägt, an einem Haarreif befestigt, mit roten Glöckchen dran. Auch an den Ohren trägt sie kleine Christbäume und kleine metallisch bunte Kugeln um den Hals. Ich mache ihr ein Kompliment und sie sagt, sie habe die Sachen im letzten Jahr in Hamburg gekauft und wolle die Weihnachtsstimmung noch ein wenig mit sich herumtragen. Ich finde das schön und sonderbar zugleich und frage mich, ob sie wohl allein lebt und sich ihr Leben ganz für sich so dekoriert, damit es einen bestimmten Zauber erhält. Sie ist auf jeden Fall eine Protagonistin für eine besondere Weihnachtsgeschichte.

Das Café wird von zwei Afrikanerinnen geführt, beide mit sehr schönen lang gelockten Haaren und bewundernswerten Wimpern. Ein kleiner afrikanischer Junge ist mit seiner Mutter hereingekommen, wird von den beiden begrüßt und auf ein rotes Kinderstühlchen gesetzt. Der kleine lacht goldig und eine Dame vom Nebentisch wendet sich ihm zu. Sie trägt ein rosa Jäckchen, einen Bob aus grauem Haar und wirkt mit ihrer schlanken Figur sehr aristokratisch.  Die beiden weißhaarigen Männer an ihrem Tisch spielen auf ihren Smartphones, vielleicht Weihnachtsgeschenke. Ab und zu fallen Worte auf Französisch.

Ihr leises Geplauder erinnert mich wieder an mein Buch, denn Henry Miller bringe ich sehr mit Paris, Frankreich und dem Schreiben im #Kaffeehaus in Verbindung. Ich blättere es auf und lese eine Passage, in der er seinen Sekretär beschreibt, den er aus der Schneiderwerkstatt seines Vaters in seine Wohnung gerettet hat. Er braucht ihn offenbar, um seinen Schreibfluss in Gang zu setzen und bezeichnet ihn als „My Anchorage“. Auch ich habe einen Sekretär, der mich in alle Wohnungen begleitet. Ich habe ihn von einem Trödelhändler aus Wiesbaden und er war das erste und teuerste Möbelstück, das ich mir angeschafft habe. „I put my feet up on the desk and dreamed of what I write if I could write.“

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