Ein Buch lernt laufen

Datum: 27. Mai 2013

Nun ist es soweit. Der Stadtführer „Offenbach zu Fuß“ hat seine Feuertaufe überstanden und muss nun selbst wandern, seine Wege in der Stadt finden. Es kommt einem schon ein bisschen so vor, als habe man ein Kind, das gerade ausgezogen sei. Man weiß nicht, was das Kleine jetzt so da draußen treibt, wem es gerade in die Hände fällt, wer es aufblättert. Das ist schon sehr spannend.

Spannend war auch die Buchpräsentation am Mittwoch Abend in Peters‘ Bakery. Natürlich auch wegen der kleinen Widrigkeiten, die mal wieder kurz vor Schluss passierten, wie das eben so ist. Zunächst hatten wir nämlich keine Stühle. Diese sind nämlich eine Leihgabe und standen für die Veranstaltung urplötzlich nicht zur Verfügung. Ich hatte die Idee, Bierbänke auszuleihen beim Getränkemarkt. Tja…wie aber die meisten wissen: Die Autorin von „Offenbach zu Fuß“…at gar keine Auto. Wie gut, dass eine meiner liebsten Gästinnen für den Abend einen großen BMW-Kombi hat. So kamen also die Bierbänke rechtzeitig in die Bakery.

Den Beamer durfte ich Gott sei Dank vom Hausherrn leihen und so stand einer schönen Präsentation nichts mehr im Wege. Schon kurz nach der Mittagszeit war ich in der Backstube, in der die Präsentation laufen sollte und in der ich mich sehr wohl fühle. Das kommt vielleicht daher, weil ich in meiner Kindheit viel Zeit in der Backstube meiner Großtante in Rumpenheim verbracht habe. Dort stahlen wir heimlich Butterstreusel oder Marzipan-Rohmasse.

Nun also Peters‘ Bakery als Taufkapelle für mein Buch. Es war sehr aufregend, die eigenen Fotos und Textzeilen da an der Wand in Groß zu sehen, zu wissen, dass die Leute das heute Abend alle sehen würden. Sie würden lange auf diese Bilder sehen und irgendetwas denken, während ich las. Vielleicht würden sie sich an kleine Erlebnisse erinnern, die sie mit dem jeweiligen Ort verbinden. Und diejenigen, die nicht aus Offenbach sind, würden sich vielleicht vornehmen einmal zu kommen oder durch ihre eigenen Stadtviertel mit offeneren Augen zu gehen.

Und plötzlich war es halb sieben und die Gäste kamen. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst sein sollte, am Eingang, um sie in Empfang zu nehmen oder auf meinem Leseplatz im Saal, um würdig auszusehen. Meine Freude wirkte wohl ansteckend, denn alle waren ganz aufgekratzt und gespannt. Ein tolles Publikum hatte sich dann bis neunzehn Uhr versammelt.

Nach schönen und freundlichen Worten über mich und mein Buch kamen meine eigenen Worte. Sie prasselten ins Publikum, kamen mir selbst fremd vor, aber immer noch richtig. Und das fanden offenbar auch die Zuhörenden. Es wurde immer schöner zu lesen und ab und zu einen Blick in die Mienen zu werfen, die schmunzelten oder erstaunte Augen machten – und irgendwie auch ein wenig stolz aussahen. Stolz auf ihre Stadt, die sie da so mit anderen Augen sahen.

Ich bin nun sehr gespannt, wie es meinem Kleinen weiter ergeht und ich hoffe, andere auch.

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